Lebensfrage: "Ich habe ein sehr einsames Leben"
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Austragbäuerin, 77 Jahre:
Ich bin Witwe und habe ein sehr einsames Leben. Bei uns am Hof wurde immer schon gestritten, ich habe viel aushalten müssen. Ich wollte immer für Harmonie sorgen, aber das ist mir nicht gelungen. Diese Streitereien in der Familie meines Mannes gehen schon über Generationen. Mit den meisten Nachbarn wird nicht geredet, die Jungen schotten sich ab und die Enkelkinder sind auch schon so beeinflusst. Wenn ich meine Tochter und eine Nachbarin nicht hätte, die mich ab und
zu besuchen kommen, dann wäre da niemand für mich. Die Tochter sagt, ich soll mich doch beim Seniorenverband anmelden, damit ich ein bisschen rauskomme. Aber ich denke mir, jetzt in meinem Alter? Ich kenne doch nur die Arbeit und kann doch nicht einfach auf „Gaudi“ machen?
Beraterin Erika Trampitsch:
Ich denke schon, dass Sie sich etwas gönnen dürfen – auch im Alter! Der Beitritt zum Seniorenverband würde Ihnen neue Kontakte, Gespräche, Tagesausflüge usw. ermöglichen. Und das haben Sie sich doch wohlverdient nach einem arbeitsreichen Leben – das ist ein guter Vorschlag Ihrer Tochter. Sie schreiben, Sie haben „viel aushalten müssen“ und haben keinen guten Kontakt zur jungen Generation. Eine Person alleine kann nicht für mehrere innerhalb der Familie für Harmonie und ein gutes Beziehungsleben sorgen – dafür sind alle Beteiligten verantwortlich. Und es ist jeder einzelne vorerst einmal für sich selbst verantwortlich, seine Lebensgestaltung, seine Werte zu leben und eine gewisse „Selbstfürsorge“ zu pflegen. Deshalb möchte ich Sie bestärken, nicht weiterhin mit einer belasteten Vergangenheit zu hadern, sondern nach vorne zu schauen. Sie dürfen es sich wert sein, Ihren Lebensabschnitt für Sie so zu gestalten, dass nach einem arbeitsreichen Leben nun Zufriedenheit und Freude einkehren – das wünsche ich Ihnen von Herzen!