Lebensfrage: "Mein Mann leidet unter Depressionen"
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Bäuerin, 55 Jahre:
Seit Jahren leidet mein Mann unter Depressionen und muss
Medikamente nehmen. Gott sei Dank geht er zusätzlich seit
einigen Monaten in Psychotherapie. Das hat lange gedauert,
bis er diesen Schritt getan hat. Er hat immer gemeint, alle anderen
sind schuld daran, dass es ihm nicht gut geht. Dass er
jetzt in Therapie geht, erleichtert mich. Trotzdem ist der Alltag
immer wieder schwierig, weil vieles an mir hängen bleibt. Er
ist oft sehr antriebslos – das halte ich fast nicht aus und ich
weiß nicht, wie ich mit ihm umgehen soll.
Zum Glück helfen unsere Kinder fleißig am Betrieb mit, so ist
wenigstens fallweise Arbeitserleichterung für mich spürbar.
Mit meiner seelischen Belastung muss ich wohl alleine fertig
werden?
Beraterin Erika Trampitsch:
Es ist wirklich für viele Menschen
recht schwierig, eine
Depression ihrer Angehörigen
zu ertragen. Depressive Menschen
sind oftmals nicht in
der Lage, ihren Alltagspflichten
nachzukommen. Die „kleinen
Schritte“ sind für seelisch
Gesunde schwer nachzuvollziehen
und es gibt auch
kein Patentrezept im Umgang
mit Depressionskranken. Sie
könnten sich z. B. einer Selbsthilfegruppe
für „Angehörige
von an Depression erkrankten
Menschen“ anschließen. Mit
einer außenstehenden Person
fällt es leichter, eigene ambivalente
Gefühle zu ordnen.
Sie sollten Ihre seelische Belastung
ernst nehmen und
beginnen, für sich zu sorgen.
Genauso wie Ihr Mann es geschafft
hat, nach Jahren der
Depression in Psychotherapie
zu gehen – das war seine Eigenverantwortung.
Es sollte
klar sein, dass jeder Mensch
für das eigene Wohlergehen
selbst verantwortlich ist. Das
widerspricht sich in keiner
Weise, trotzdem in schwierigen
Zeiten füreinander da zu
sein – im besten Fall mit Empathie
und Akzeptanz.