Lebensfrage: "Ich brauche jetzt Abstand!"
Bäuerin, 39 Jahre:
Vor acht Jahren hat mein Mann den elterlichen Betrieb übernommen
– damals als Alleinbesitzer. Mein Schwiegervater hat mich nie
akzeptiert, ich habe keine bäuerliche Herkunft. Wir haben drei kleine
Kinder und unsere Zukunftsplanung wäre an sich schon so ausgerichtet,
dass wir gemeinsam den Hof bewirtschaften. Deshalb hat
mir mein Mann vor einem Jahr die Hälfte seines Besitzes überschrieben.
Es war vorher schon nicht leicht, aber seit ich im Hälftebesitz
bin, ekelt mich der Schwiegervater vom Hof. Da für mich die Situation
unerträglich geworden ist, bin ich mit den Kindern vorübergehend
zu meiner Schwester gezogen. Mein Mann steht voll hinter mir. Er
fährt jeden Abend zu uns und tagsüber ist er am Hof – es ist ein
Vollerwerbsbetrieb. Nur ist das kein Dauerzustand, aber unter den
schwierigen Umständen kann ich mir ein Zurückgehen auch nicht
vorstellen. Wie bringen wir den Schwiegervater zur Vernunft? Er muss
doch sehen, dass das so auch keine Lösung ist.
Beraterin Erika Trampitsch:
Ich gehe davon aus, dass Sie
mit Ihrem Entschluss, vom
Hof zu gehen, vorerst einmal
gut für sich gesorgt haben. So
eine Entscheidung trifft man
nicht „einfach so“ und ich
denke, Ihr Leidensdruck ist
wahrscheinlich ein zu großer
für Sie geworden, sonst hätten
Sie diesen Schritt nicht getan.
Gut, dass Ihr Mann zu Ihnen
steht, und im besten Fall entspannt
sich die Situation über
die Zeit des Wegseins. Trotzdem
glaube ich, es bräuchte
eine Auseinandersetzung aller
Beteiligten in diesem Konflikt,
damit nicht Ihre Partnerschaft
anfängt, darunter zu leiden.
Ebenso sollten die Bauersleute
am Hof leben – finde ich. Ich
kenne keine Details und kann
daher nicht real einschätzen,
was den Schwiegervater zu seinem
Verhalten Ihnen gegenüber
bewegt. Nur ist es schon
so, dass in einem Generationskonflikt
alle Beteiligten eine
Rolle spielen. Gerne biete ich
Ihnen und Ihrem Mann ein Beratungsgespräch
an – vielleicht
ist es ja möglich, in einem darauffolgenden
Beratungsprozess
den Schwiegervater zu involvieren,
damit sich die zwischenmenschliche
Situation
am Hof wieder entspannt.