Lebensfrage: "Wie geht es mit unserem Hof weiter?"
Bauer, 61 Jahre:
Seit Jahren sehe ich es schon kommen, dass es mit unserem
Hof nicht weitergehen wird. Unsere drei Kinder haben alle
gute Berufe gelernt, eines lebt sogar im Ausland. Alle sagen:
„Warum sollen wir uns das antun, wenn wir so mehr verdienen
und auch eine geregelte Freizeit haben?“ Meine Frau und
ich haben den Hof damals wirklich desolat übernommen und
sehr viel Aufbauarbeit geleistet – das haben wir auch gerne
gemacht. Einerseits denke ich mir, unsere Kinder sollen sich
für ein schönes Leben entscheiden. Andererseits schmerzt es
mich schon, dass diese Tradition bei uns nicht aufrecht bleibt.
Als uns unser ältester Sohn das letzte Mal besucht hat, hat er
gemeint: „Wenn ihr unbedingt wollt, dann mach ich halt weiter
…“ Aber das ist auch keine gute Voraussetzung – oder?
Beraterin Erika Trampitsch:
Da gebe ich Ihnen recht, diese
Aussage Ihres Sohnes sollte
hinterfragt werden. Eine bevorstehende
Hofübergabe ist
immer ein emotionaler Akt –
man übergibt sein Lebenswerk,
in das man all seine Energien
investiert hat. Meistens mit
dem Ziel, dass die junge Generation
dieses einmal fortführen
wird. Oftmals zeichnet
sich schon Jahre vor einer Hofübergabe
ab, ob eine Weiterführung
innerhalb der Familie
gewollt ist. Der Anspruch
der Eltern ist meist sehr hoch,
dass der eigene Sohn/die
eigene Tochter einmal „weitermacht“.
Allerdings ist für die
junge Generation manchmal
eine wirtschaftliche Perspektive
nicht ausreichend gegeben.
Auch Kinder auf Bauernhöfen
haben ihre erlernten außerbetrieblichen
Berufe, sind existenziell
gut abgesichert und
zweifeln deshalb oftmals eine
weitere Betriebsführung an.
Dass Sie das schmerzt, ist gut
nachvollziehbar. Nur sollten
Sie aus Ihrer Rolle als Eltern
(nicht aus der Rolle der Betriebsführer)
eines überdenken:
Möchte man sein Kind gegen
seinen Widerstand in eine
lebenslange Verpflichtung
drängen? Frustration, wenig
Lebensfreude, manchmal sogar
bis hin zu Depressionen
könnten die Folge sein. Ich
möchte nicht falsch verstanden
werden – ich meine, eine
traditionsgemäße Übernahme
durch die eigenen Kinder ist
wünschenswert und schön –
nur: nicht um jeden Preis.