Schleichend und unbemerkt
Die Eltern sind noch am Hof, ziehen sich aber aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters immer mehr von den vor allem körperlich schweren Aufgaben zurück. Eine Partnerschaft ist derzeit nicht in Sicht, aber der junge Betriebsübernehmer gibt die Hoffnung nicht auf. Arbeit ist sozusagen mehr als genug da.
Des Weiteren wären ein neuer Stall und ein neues Betriebsgebäude mehr als notwendig, da schon lange Nichts mehr in den Betrieb investiert wurde. Auch wenn gerade das Frühjahr begonnen hat und die ganze Umgebung emsig in die Arbeit vertieft ist, kann sich der Jungbauer nicht mehr aufraffen. Er kommt nicht mehr aus dem Bett und seine Motivation, etwas auf die Beine zu stellen beziehungsweise ein neues Betriebskonzept zu entwickeln, fehlt. Müdigkeit, Antriebslosigkeit, ja sogar Hoffnungslosigkeit bestimmen seinen Alltag. Mittlerweile ist sein Zustand sogar im Stall bemerkbar.
Er zieht sich sozial immer mehr zurück, ein guter Freund ist letzten Endes geblieben. Eine Depression macht leider auch vor landwirtschaftlichen Betrieben, die sehr viel Arbeit fordern, nicht halt. Sie kommt schleichend. Zuerst sind es nur Phasen, doch irgendwann kommt man gar nicht mehr heraus. Angehörige bemerken zwar oft etwas, wissen jedoch nicht, damit um zu gehen. Oft verhält sich dann der Junge eben wie sein Vater oder wie einer seiner Verwandten, denn Depression kann auch erblich bedingt sein. „Es war schon immer so, dann ist es ebenso. Sich Hilfe zu suchen, das hat schon der betroffene Verwandte nicht getan“, lauten dann oft Aussagen aus dem engeren Umfeld. So schleichen sich viele psychische Erkrankungen und oft auch Suchtverhalten in die Familie ein, unbemerkt und oft leider auch unbehandelt. Doch anders beim hier beschriebenen, jungen Betriebsübernehmer. Er hat sich letzten Endes Hilfe geholt und noch rechtzeitig Unterstützung erhalten.
DI Victoria Loimer
Psychotherapeutin
LK Niederösterreich
Tel. 05 0259 364
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