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Die Dosis macht das Gift

Ein Gläschen hier, ein bisschen Stimmungsaufhellung da: Alkohol ist ein beliebtes Genussmittel. Doch wann ist es zu viel? Und wann ist Hilfe nötig? Zwei Expertinnen klären über Alkoholismus auf.

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© 100
Abends, wenn er aus dem Stall kam, duschte er, setzte sich auf die Couch und trank ein Bier. Irgendwann wurde es mehr, es kam Wein hinzu, immer mal wieder ein Schnaps. Er wurde ruhiger, unterhielt sich kaum noch mit seiner Frau. Irgendwann konnte und wollte sie die Situation nicht mehr aushalten. Und auch er wusste, dass es so nicht weitergehen konnte. Deshalb wählte er die Nummer der Beratungsstelle für landwirtschaftliche Familien.
Der erste und wichtigste Schritt bei einer Alkoholsucht, erklärt Barbara Plattner-Huss. Sie ist Beraterin bei „Lebensqualität Bauernhof“ der Landwirtschaftskammer in Oberösterreich. Alkoholismus ist in der Beratung bäuer­licher Familien häufig ein „Neben­kriegsschauplatz“. „Hauptsächlich melden sich die Familien wegen Konflikten zwischen den Generationen oder Überlastung bei uns“, erzählt Barbara Plattner-Huss. „Und in den Gesprächen stellen wir dann hin und wieder fest, dass es im Familiengefüge einen Fall von Alkoholismus gibt.“

Die Krankheit könne man sich wie einen Berg vorstellen, über den der Erkrankte nicht blicken und der nur in kleinen Schritten überwunden werden kann, erklärt die Beraterin bildlich. Die Beratungsstelle unterstützt in solchen Fällen die Angehörigen. Den Erkrankten oder die Erkrankte weisen die Beraterinnen von „Lebensqualität Bauernhof“ auf die Ansprechpartner der Suchtberatungsstelle hin.

Um das Problem mit dem Alkohol angehen zu können, muss sich der oder die Betroffene dort selbst melden. „Denn: Man kann nur sich selbst ändern“, sagt Barbara Plattner-Huss.

Größter Fehler: Schweigen!

Und dieser erste Schritt ist meist der schwierigste. Nicht selten wird aus Scham die Krankheit verschwiegen, das Problem nicht nach außen getragen. Familienangehörige werden sogar zu Komplizen, die z. B. Arbeiten des Suchtkranken übernehmen, damit dessen Arbeitsunfähigkeit nicht auffällt. „Alkohol ist gesellschaftlich akzeptiert, wenn er zum geselligen Zusammensein oder zum Feiern gehört“, sagt Barbara Plattner-Huss. „ Probleme mit Alkohol werden dann aber zum Tabuthema.“

Dass ein offensichtliches Problem mit Alkohol von Angehörigen, Freunden oder Bekannten nicht angesprochen wird, beobachtet auch Alexandra Wolfmeir, Leiterin der Alkoholberatung in Oberösterreich, häufig. „Viele Suchtkranke beklagen, dass ihr Alkoholkonsum vom Umfeld quasi totgeschwiegen wurde.“ Deshalb empfiehlt sie, bei Verdacht immer das Gespräch zu suchen: „Wenn man fragt, kann man nie etwas falsch machen – wenn man es nicht tut, hingegen schon!“

Risikogruppe „Bauer“?

Alkoholismus ist kein reines Männerproblem, auch wenn sie gefährdeter sind, sich seltener Hilfe suchen und weniger offen über Gefühle sprechen können. Es gibt aber auch Alkoholikerinnen – Frauen trinken jedoch weniger offensichtlich. Alexandra Wolfmeir berichtet, dass während der Coronazeit plötzlich Frauen verstärkt die Beratung gesucht haben. Dadurch, dass die Männer häufiger zu Hause waren, ist das Suchtverhalten aufgefallen.

Und wie sieht es auf den Höfen aus? Auch wenn in bäuerlichen Familien besondere Risikofaktoren wie Generationenkonflikte, Überlastung oder immer geringere Wertschätzung der Arbeit hinzukommen, sieht Alexandra Wolfmeir das größte Risiko in der Nähe von Wohn- und Arbeitsplatz. „Finden Wohnen und Arbeiten im gleichen Bereich statt, ist es leicht, ein Bier aus dem Kühlschrank zu holen. Wer in externen Räumlichkeiten arbeitet, wird dazu selten verleitet.“

Alkohol gibt ein Gefühl von Geselligkeit und Gemütlichkeit und das Garagenbier käme gerade im ländlichen Raum erschwerend dazu, erklärt die Beraterin. „Der Kasten Bier steht immer griffbereit – wenn der Nachbar vorbeikommt oder im Gemeinschaftsraum der örtlichen Feuerwehr.“

Wie wirkt Alkohol?

Alkohol ist ein Rauschmittel, das die Blut-Hirn-Schranke durchdringt und direkt auf die Vorgänge im Gehirn Einfluss nimmt. Er erhöht die Ausschüttung von Botenstoffen im Gehirn, die für euphorische Stimmungen verantwortlich sind. Andererseits können körpereigene Botenstoffe in ihrer Wirkung blockiert werden. Sie können nicht mehr an die Rezeptoren „andocken“, da diese bereits durch Alkohol besetzt sind.

Durch regelmäßigen Alkoholkonsum werden die Nervenzellen unsensibler. Körpereigene Botenstoffe wirken nicht mehr wie früher. Der Botenstoffhaushalt kann erst wieder langsam ins Gleichgewicht gebracht werden. Je nach Dosis verändert Alkohol Sinne und Wahrnehmung. Später tritt ein Rausch-, Betäubungs- und gar ein Lähmungsstadium ein.

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© Gabriel Grassmayr

Was ist „zu viel“?

Man unterscheidet verschiedene Formen des Konsums: Den Genuss (risikoarmer Konsum), den problematischen Konsum und die Sucht bzw. die Abhängigkeit. Bei Männern gilt der Konsum als risikoarm, wenn 20 g Alkohol täglich nicht überschritten werden (bei Frauen sind die Werte etwas niedriger). Das entspricht 1/2 l Bier oder einem 1/4 l Wein. Der problematische Konsum übersteigt 60 g Alkohol pro Tag (1,5 l Bier oder 750 ml Wein). Bei beiden Einstufungen wird von zwei Tagen pro Woche ohne Alkohol ausgegangen.

Problematischer Konsum liegt dann vor, wenn dadurch psychische, körperliche oder soziale Schäden und Probleme hervorgerufen oder verstärkt werden, oder wenn ein konkretes Risiko dafür besteht, klärt die Alkoholberatungsstelle Oberösterreich auf.

Bei der Abhängigkeit wird die Bedeutung und Wichtigkeit der Suchtmittelwirkung so umfangreich und vielschichtig, dass ein Leben ohne Suchtmittelkonsum nicht mehr vorstellbar erscheint. Die Einnahme einer Substanz ist ein derart wichtiger Teil des Lebensstils geworden, dass ein Ausbleiben des Konsums ein zwanghaftes Verlangen nach Zufuhr der Substanz hervor­ruft.

Die Angst vor der Abstinenz

Melden sich Familien bei den Beraterinnen und Beratern von „Lebensqualität Bauernhof“, beraten diese die Angehörigen, helfen dabei, Abläufe wieder zu normalisieren und verweisen an die entsprechenden Stellen, die beispielsweise für die Bereitstellung eines Betriebshelfers zuständig sind.

Alkoholerkrankte und deren Angehörige können sich auch direkt an die Suchtberatungsstellen wenden. Die Erkrankten brauchen keine Sorge haben, zu einem Entzug „gezwungen“ zu werden. Diese Bedenken werden häufiger geäußert, sagt Alexandra Wolfmeir und berichtet von einem Schweinehalter, der mit Hilfe der Suchtberatungsstelle einen für sich guten Weg gefunden hat. „Unser erstes Ziel ist nicht zwangsweise die Abstinenz. Dieser Mann hat sich beispielsweise an uns gewendet, weil der Konsum an Alkohol in seinem Leben einfach zu viel wurde. Wir haben mit ihm erarbeitet, wie wir das ändern können“, erklärt sie. „Wir überlegen immer, was machbar und umsetzbar ist. Bei dem Landwirt war klar: Kompletter Verzicht wird in seinem Leben nicht umsetzbar sein. Aber er hat den Alkoholkonsum stark eingeschränkt, hat dadurch 10 kg abgenommen und durch eine Therapie einen guten Weg für sich und seine Familie gefunden.

“ Wichtig ist vor allem der erste Schritt, betonen die Beraterinnen. Ist dieser getan, bekommen die Betroffenen und auch deren Familien Unterstützung von außen. Gemeinsam mit den Beraterinnen und Beratern kann dann ein Weg erarbeitet werden, der – und wenn es auch in kleinen Schritten ist – über den „Berg“ führt.
Das Land Oberösterreich bietet eine kostenfreie Broschüre zur Alkoholberatung zum Download an:  www.land-oberoesterreich.gv.at/32126.htm.  Hier finden Sie auch die Kontaktdaten zu den Beratungsstellen. Ein weiteres Projekt der Alkoholberatung Oberösterreich ist der Podcast „HörBar“. Dieser ist hier abrufbar:  www.praevention.at.

Dieser Artikel wurde von Anne Rose von TopAgrar geschrieben: anja.rose@topagrar.com 

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